Angst verstehen – und auf tieferer Ebene begegnen
- Nada Castrup

- 30. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Angst gehört zu den elementarsten Emotionen des Menschen.Sie schützt uns, warnt uns – und kann uns gleichzeitig lähmen, überfordern oder in uns ein Eigenleben entwickeln. Während sie in akuten Gefahrensituationen lebensrettend wirkt, kann sie im Alltag zu einer ständigen inneren Belastung werden – auch dann, wenn objektiv kein Risiko besteht.
Viele Menschen, die mit Ängsten leben, wissen nicht genau, woher sie kommen.Manche empfinden eine diffuse, dauerhafte Unruhe – ohne konkreten Anlass. Andere vermeiden gezielt bestimmte Situationen: enge Räume, Menschenmengen, Höhen, Prüfungen. Wieder andere erleben körperliche Symptome wie Herzrasen, Engegefühl, Atemnot – scheinbar ohne erkennbare Ursache.

Was ist Angst – und wie zeigt sie sich?
Aus psychologischer Sicht ist Angst zunächst ein biologisches Alarmsignal.Im Gehirn wird die sogenannte Amygdala aktiv – ein Zentrum, das blitzschnell auf mögliche Bedrohung reagiert. Körperlich spüren wir das oft als Anspannung, flachen Atem, Herzklopfen oder Unruhe. Das Nervensystem schaltet auf Schutz – entweder durch Rückzug, Kampf oder Erstarrung.
Angst kann viele Gesichter haben.Einige der häufigsten Formen sind:
Spezifische Ängste (z. B. Flugangst, Klaustrophobie, Zahnarztangst)
Soziale Ängste (z. B. Angst vor Bewertung, Ablehnung, Sichtbarkeit)
Generalisierte Angststörung: Eine Form, bei der die Angst nicht an bestimmte Auslöser gebunden ist. Betroffene berichten von ständigen Sorgen, innerer Unruhe, Schlafproblemen oder einer dauerhaften Grundanspannung. Häufig entsteht dieser Zustand aus einer tief verankerten Unsicherheit, die bis in die frühe Lebensgeschichte reicht.
Ursachen: Angst beginnt oft dort, wo Worte fehlen
Angst ist selten „nur im Kopf“.Oft liegt ihr eine körperlich gespeicherte Erfahrung zugrunde: emotionale Unsicherheit, Überforderung in der Kindheit, unvorhersehbare Bezugspersonen oder systemisch übernommene Ängste. Diese frühen Prägungen werden im Nervensystem verankert – lange bevor wir sie bewusst erinnern können.
Später reicht dann ein bestimmter Reiz oder Kontext aus, um diesen inneren Alarm wieder auszulösen. Und oft versteht der Verstand nicht, warum das passiert – weil die eigentliche Ursache nicht mehr zugänglich ist.
Was kann Angst auslösen? – Mehr als das, was sichtbar ist
Angst entsteht nicht immer durch ein einzelnes traumatisches Ereignis.Oft entwickelt sie sich aus einer Verknüpfung von früh gespeicherten Erfahrungen mit späteren Reizen. Das Gehirn sucht nach Mustern – das Nervensystem speichert nicht nur Situationen, sondern auch Atmosphären, Tonlagen, Spannungen.
So kann sich eine Höhenangst entwickeln, wenn jemand als Kind regelmäßig das Gefühl hatte, „den Boden unter den Füßen zu verlieren“ – etwa durch instabile Bezugspersonen, emotionale Abbrüche oder unvorhersehbare Reaktionen. Die reale Höhe triggert dann symbolisch das alte Gefühl von Unsicherheit und Kontrollverlust.
Eine Fahrstuhl- oder Klaustrophobie kann entstehen, wenn ein Kind das Gefühl von Ausgeliefertsein erlebt hat – z. B. in Situationen, in denen es emotional allein gelassen wurde, sich nicht äußern durfte oder körperlich fixiert war (z. B. beim Zahnarzt, bei Krankenhausaufenthalten, in der Erziehung). Die Enge eines Raumes weckt dann die unbewusste Erinnerung an damalige Ohnmacht.
Auch soziale Ängste haben oft weniger mit dem aktuellen Umfeld zu tun – sondern mit früher Kritik, Beschämung oder der Erfahrung, nur unter bestimmten Bedingungen „ok“ zu sein. Menschen mit dieser Prägung reagieren später oft überstark auf Blicke, Erwartungen oder das Gefühl, bewertet zu werden – selbst wenn es objektiv nicht der Fall ist.
Bei der generalisierte Angststörung ist der Auslöser oft nicht greifbar. Die Angst ist ein Grundton, keine punktuelle Reaktion. Sie entsteht meist aus einer frühen Lebensrealität, in der Sicherheit keine Konstante war – z. B. durch emotionale Unberechenbarkeit, Parentifizierung oder unausgesprochene familiäre Spannungen. Das Nervensystem bleibt chronisch wachsam, auch wenn „nichts“ passiert.
🧠 Entscheidend ist:Das Objekt der Angst (z. B. Höhe, Enge, Nähe) ist oft nicht die Ursache, sondern der Projektionsraum für ein unverarbeitetes inneres Erleben.Auflösende Hypnose als unterstützender Weg
Die auflösende Hypnose setzt dort an, wo Sprache an ihre Grenzen stößt:Sie ermöglicht Zugang zu inneren Bildern, Körperempfindungen und emotionalen Knotenpunkten, die im Alltag meist unbewusst wirken. Dabei geht es nicht darum, Symptome wegzusuggerieren – sondern das Nervensystem darin zu unterstützen, alte, nicht verarbeitete Emotionen zu entkoppeln und zu entladen.
Diese Form der Hypnose ersetzt keine therapeutische Behandlung,kann aber begleitend zu bestehenden Verfahren eine wertvolle Ergänzung sein – besonders dann, wenn Betroffene das Gefühl haben, „mit dem Kopf alles verstanden“ zu haben, aber die Reaktion im Körper bleibt.
In der Hypnose geht es nicht um Kontrolle.Sondern um Kontakt – zu den inneren Anteilen, die einst Angst gespeichert haben.Und genau dort, in diesem Kontakt, kann sich etwas lösen.
Was möglich ist
Menschen, die sich auf diese Arbeit einlassen, berichten häufig von:
mehr innerer Ruhe,
einem klareren Gefühl für die eigene Grenze,
und dem Mut, bestimmten Auslösern wieder zu begegnen – nicht durch Vermeidung, sondern durch Integration.
Wenn du dich in diesem Text wiederfindest, aber nicht genau weißt, wo du anfangen sollst: Du musst nichts allein tun.Ich begleite dich gern dabei – nicht diagnostisch, sondern körper- und ressourcenorientiert. In deinem Tempo. In einem Raum, in dem Angst nicht bekämpft wird – sondern verstanden.

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